In den letzten Monaten habe ich als Jurorin bei zwei Wettbewerben gearbeitet - Berliner Wine Trophy und AWC in Wien.
Beide Wettbewerbe sind international wo Weine aus der ganzen Welt verkostet werden. Juroren kommen auch aus unterschiedlicher Ländern. Verkostet wird in Kommissionen. Jede Kommission besteht aus 6 Juroren. Alle Weine werden blind verkostet, im besten Fall kennt man nur Kategorie und Jahrgang zum Beispiel Chardonnay 2017, Blaufränkisch 2016 usw. Alle Weine werden mit der 100 Punkte Skala bewertet. Bei jedem Wein gibt es 4 Aspekte zu bewerten:
Wenn alle Juroren Punkte vergeben haben kommt man auf eine durschnittliche Bewertung. Wenn ein Wein fehlerhaft ist und hat zum Beispiel Kork, Böckser, Oxidation, wird er abgelehnt. In dem Fall brauchen wir mindestens zwei ''negative'' Bewertungen. Für mich persönlich ist das eine große Verantwortung. Hinter jeder Flasche steht ein Mensch, viel Arbeit, viel Schweiß. Jeder Wein ist anders, hat seine Herkunft, Identität, Geschichte zu erzählen. Es wird alles verkostet, von einfachen bis großartigen Weinen. Es kommen Weine aus sehr bekannten Weinbauregionen die schon Geschichte geschrieben haben und es kommen auch Weine aus neuen Weinbauregionen wie Japan, Südkorea, China, Indien die erst am Anfang stehen, und erst Ihre Reise anfangen. Für mich sind diese Weine höchstinteressant. Mittlerweile kommen z.B. aus China einige ausgezeichnete Rotweine mit den besten Weinen mithalten können. Auch besonders positiv haben sich dieses Jahr Weißweine aus Deutschland und Österreich und Rotweine aus Portugal und Süditalien präsentiert.
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Eine neue, wichtige Appellation ist im Piedmont geboren. Mit dem Jahrgang 2014 kommt ein neuer Wein auf den Markt - Nizza DOCG. Unter Nizza DOCG versteht man Barbera d'Asti Superiore von bester Qualität.
Barbera gehört im Piedmont zu den meinst eingebauten Rebsorten. Ihr Ruf leidet leider, sie hat ein Image von einer rustikalen und unkomplizierten Rebsorte. Der König dort ist natürlich Nebbiolo und die beste Nebbiolo Weine kommen aus Barolo und Barbaresco. Um das zu ändern und zeigen was Barbera wirklich kann, haben sich einige Winzer geeinigt und bestanden eine Top Denommination für Barbera zu schaffen, wie es genau in anderen Regionen funktioniert. Also auf der Flasche steht jetzt nur Nizza DOCG ohne Zugabe von der Rebsorte. Der Ursprung von Barbera ist Asti, und das Herz von Asti ist Nizza Monferrato wo man perfekte Lagen und Konditionen für Barbera findet. Barbera findet man auch in Alba, dort heißt er Barbera d'Alba. In Alba allerdings herrscht in der ersten Linie Nebbiolo, wo man perfekte Konditionen und Lagen für diese Rebsorte findet. Zusätzlich baut man auch andere Rebsorten wie Barbera, Dolcetto usw. an. Aber der Ursprung und die Herkunft von Barbera ist in Asti, wo die Böden lehmig und sandig sind. Dort hat Barbera viel würze, Säure, Kraft und Potenzial. Produzenten wie zum Beispiel Olim Bauda, Prunotto, Bersano, Coppo, und viele anderen, die diesen ausgezeichneten Wein produzieren, sind gute Beispiele dafür. Voraussetzungen für Nizza DOGC: - 100% Barbera - Ertrag max. 7t/ha - nur Süd-, Südwest- und Südosthänge - mind. 6 Monate im Holzfass, - kommt frühestens nach 18 Monaten auf den Markt - mind. 13% Alkohol Ich habe das Gefühl dass ich im früheren Leben eine Sizilianerin war. Nur auf Sizilien haben mir Sachen passiert die mir nirgendwo anders passiert sind. Zum Beispiel letztes Mal in Catania wurde ich komiescherweise von allen möglichen Menschen auf der Strasse angesprochen: Entschuldigung wo ist die Fleischerei XY? Entschuldigung wo ist die und die Bushaltestelle? Entschuldigung wo ist die Straße XYZ? Entschuldigung, ich glaube wir kennen uns?
Eeeeehhhhh? Was ist denn los hier? habe ich mich die ganze Zeit gefragt. Sizilien habe ich vom Anfang an ins Herz geschloßen. Dort fühle ich mich wie zu Hause. Sizilien war bis Ende des 20. Jahrhunderts vor allem für Marsala bekannt. Heutzutage es ist nicht mehr so. Sizilien bietet eine reiche Vielfalt von Weinen an, wo die erste Geige natürlich Nero d'Avola spielt, eine blaue, autochthone Rebsorte Nero die ursprünglich aus Avola kommt. Ich habe auch das Glück für ein sehr renommiertes Weingut aus Sizilien zu arbeiten - Planeta. Planeta hat eine unglaubliche Erfolgsgeschichte geschrieben und nur innerhalb von 20 Jahren zu einer großen Marken geworden. Das Weingut hat 5 Weingüter auf ganz Sizilien die unterschiedliche Terroir erzählen, zum Beispiel: vulkanisch auf dem Etna, sandig und eisenreich in Vittoria (Cerasuolo di Vittoria DOCG) kalkhaltig in Noto, in der Nähe von Avola, wo die beste Nero d'Avola Weine herkommen. Planeta's Weine sind ausgezeichnete Beispiele für Weine mit Herkunft und Identität. Mindestens 1 Mal im Jahr reise ich nach Sizilien um die aktuelle Jahrgänge zu verkosten und die wunderbare Insel zu besuchen. Dort mixen sich ganz viele Kulturen: griechisch, normannisch, spanisch, arabisch und italienisch. Das spiegelt sich in der Kultur, Küche und Wein dann natürlich wieder. Mega geil! Die meiste Frage die ich bekomme ist: '' Wie bist du überhaupt dazu gekommen?''. Das ist eine berechtigte Frage, denn ich aus Polen komme, aus einem Land das mit Wein gar nichts zu tun hat. Auch meine Familie hat mit Wein nie was zu tun gehabt. Und ich habe komplett etwas anderes studiert. Wie kam es überhaupt dazu? Das ist eine interessante Geschichte.
Bevor ich in die Weinbranche gekommen bin, habe ich 8 Jahre lang in der Logistik gearbeitet. Ich habe unten angefangen und mich dann nach oben gearbeitet, von Disponentin bis Managing Director. Obwohl ich sehr erfolgreich war, hat mich das alles sehr viel Kraft gekostet. Logistik war für mich auch keine Traumbranche. Langjährige harte Arbeit und eine sehr verantwortliche Position hat mich zu einer enormen Krisen gebracht. Nicht nur emotional und beruflich aber auch gesundheitlich. Ich habe alles in Frage gestellt. Ich habe mich gefragt - Ist das wirklich alles? Wird es für immer so bleiben? Und dann es ist etwas unglaubliches passiert. Ich habe erfahren dass John Strelecky nach Wien kommt. Wer ist John Strelecky? John Strelecky ist ein amerikanischer Life Coach und Schriftsteller. Seine Bücher haben mich damals schon seit längerer Zeit fasziniert. Er schreibt über das Ziel des Lebens und wie man eigene Träume verwirklichen kann. Ich habe mich sofort bei seinem Seminar angemeldet und dann 2 intensive Tage mit ihm verbracht. Diese 2 Tage haben mein Leben verändert. Wenn ich mir heute meine Notizen von diesem Coaching anschaue dann kann ich es kaum glauben. Ich habe damals schon mein aktuelles Leben skizziert. Ich habe mir erträum dass ich in der Weinbranche arbeite, Weinregione bereise, Wein verkoste und die kulinarische Seite des Leben genieße. Aber wie komme ich dazu? habe ich mich damals die ganze Zeit gefragt. Ich war von der Idee so begeistert und besessen dass ich 2 Monate später gekündigt habe. Alle haben gedacht dass ich verrückt und unverantwortlich bin. Und es war total verrückt weil ich in dem Moment noch keinen Plan gehabt habe. Ich habe mich einfach bei einem Sommelier Kurs angemeldet. Irgendwo muss man ja anfangen.. Nachdem ich die ganze Ausbildung abgeschlossen habe hat mir wieder das Schicksal geholfen. Ich habe zufällig jemanden aus Italien kennengelernt der mir eine Zusammenarbeit angeboten hat. Das war eine bekannte Persönlichkeit aus der italienischen Weinszene. Danach habe ich beschlossen mich selbständig zu machen und meine eigene Firma zu gründen. Dann ist alles sehr schnell gelaufen. Und so läuft das bis heute. Die Projektion damals beim Coaching so stark war, ich habe dran so stark geglaubt, ich habe das so sehr gewollt dass sich das alles einfach verwirklicht hat. Ohne sehr harte Arbeit, viel Opfer, meinen eigenen Schatten überspringen zu haben, wäre das natürlich nicht möglich gewesen, aber das ist noch eine andere Geschichte... Alles hat mit dem Wein angefangen. Das war bei der Prowein 2016. Chateau Musar 1966, 50 Jahre danach. Ich habe diesen Wein beim Stand von Chateau Musar verkostet. Die Farbe war dunkelbraun, die Nase war sehr komplex, viel versprechend, mineralisch. Der Wein am Gaumen war einfach perfekt. Er war top frisch, er hat eine unglaubliche Säure gehabt, er war einfach auf dem Punkt. Er war komplex, dicht, vielschichtig, verführend, balanciert und hat viel Kraft gehabt. Das war für mich eine unglaubliche Entdeckung, eine Bereicherung. Ich hätte nie gedacht dass ein Wein aus diesem Region der Welt so viel Potenzial sein könnte.
Diese Entdeckungserinnerung hat mich seitdem immer begleitet. Jedes Mal als ich Weine vom Chateau Musar verkostet habe haben sie mich sehr beeindruckt. Seitdem habe ich angefangen zu träumen das Weingut zu besuchen. Ich hätte nie gedacht dass mein Traum so schnell in Erfüllung gehen wird. In 2017 habe ich zufällig einen Winzer aus Beirut kennengelernt, dessen Vater seit 40 Jahren für Chateau Musar arbeitet. Er hat mich überzeugt nach Lebanon zu kommen und hat einen Termin für mich organisiert. Ich habe das Weingut dann im Dezember 2017 besucht. Alles wurde sehr professionell durch den Kellermeister Tarik organisiert - Kellerführung und Weinverkostung. Er hat mir alles gezeigt und alles erklärt. Was mich besonders interessiert hat, war der Chateau Musar White der aus autochthonen Rebsorten Obaideh und Merwah produziert wird und dass er erst nach 7 Jahren, zusammen mit dem Chateau Musar Red, auf den Markt kommt. Wir haben Fassproben vom 2017 verkostet, dann Jahrgänge 2016, 2011, 2008. Dann hat er mir eine seltsame Frage gestellt - wann bist du geboren? Als ich die Frage beantwortet habe hat er 1979 mitgebracht und aufgemacht. Einfach so, für mich. Der Wein war wunderbar gereift aber er hat die Kraft von 1966 leider nicht mehr gehabt. Obwohl das wahrscheinlich nicht der beste Jahrgang war das war mir egal, das war einfach mein Wein. Ich war sprachlos. Das war einer von der schönsten Geschenken die ich je bekommen habe. |
AuthorKarolina, Wine Expert, Wine Judge, Life Hedonist, based in Vienna, working in the international wine business. Archives
September 2018
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